CORONA UND DIE FOLGEN. Über den Steuerberater und die Steuerberaterin als Krisenmanager auf mehreren Ebenen. Von Doris Wagner
Covid-19 bringt die Welt ins Wanken. Die Auswirkungen der Pandemie sind auf allen Ebenen spürbar und die Anforderungen für jeden von uns immens. Der Lockdown war für viele, vor allem für die jüngere Generation, eine erste massive Krise, die umfassenden Eingriff in die Privatsphäre, den beruflichen Alltag sowie unsere Bewegungsund Entscheidungsfreiheit hatte. Steuerberater und Steuerberaterinnen wurden über Nacht zu Krisenmanagern. Aber auch für die eigenen Kanzleien, vor allem bei Klein- und Mittel-Kanzleien, war es wichtig, der „Kapitän“ zu bleiben, um einen neuen Kurs einzuschlagen. All das bisher Gelernte war nur noch solide Basis. Neue gesetzliche Regelungen, Fördermaßnahmen und Zuschüsse wurden in Windeseile beschlossen, umgesetzt und wieder geändert. Unsere Fachkompetenz war und ist in dieser Situation unverzichtbar. Aufgrund dieses Ausnahmezustandes sind noch weitere Kompetenzen gefragt: Stressmanagement, Flexibilität, strukturierte Arbeitsweisen, Klarheit in der Kommunikation, Transparenz sowie innere Stärke waren von den Führungskräften unserer Kanzleien gefordert. Viel Druck lastete auf den Schultern unseres Berufsstandes. Es galt auf mehreren Ebenen souverän zu agieren:
Wiedereinstieg, die „neue Normalität“
Homeoffice, eingeschränkter Klientenkontakt, Onlinebesprechung sowie Webseminare wurden zum neuen Alltag. Diese Veränderungen haben alle Mitarbeiter getroffen. Hier waren die Führungskräfte gefordert, schnell zu agieren und Regelungen für einen reibungslosen Ablauf aufzustellen. Auch die Rückkehr zum Kanzleialltag musste geplant werden und neue Routinen etabliert werden.
Krisenmanagement für Klienten
Eine der größten Herausforderungen war die Beschaffung aller relevanten Informationen zu den neuen gesetzlichen Regelungen, Fördermaßnahmen und Zuschüssen. Diese verständlich für Klienten aufzubereiten, war eine Challenge. Wichtig war hier auch zu erheben, welche Maßnahmen für welche Klienten relevant sind, und eine individuelle Umsetzung zu planen. Eine strukturierte, vorausschauende, aber auch flexible Vorgehensweise bzw. Herangehensweise erwies sich als erfolgsversprechend.
Krisenmanagement für Mitarbeiter
Unsere Mitarbeiter hat es doppelt getroffen. Sie waren mit Homeoffice konfrontiert und mit den Klienten, die hilfesuchend in Kontakt mit ihnen traten. Wichtig war auch der Support für unsere Mitarbeiter. Essenziell für ein starkes Team ist die klare Kommunikation untereinander und Informationsweitergabe an die Klienten. Wenn Führungskräfte hier eindeutig Regelungen gesetzt haben, wer wen wie unterstützen soll, konnte sich aus der Krise ein gestärktes Kanzleiteam entwickeln, was zukünftig positiv zum Kanzleiwachstum beitragen wird.
Die persönliche Betroffenheit
Das Corona-Virus hat maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung unserer Wirtschaft. Auch die Kanzleiinhaber wussten zu Beginn nicht, wie stark sie wirtschaftlich betroffen sind, welche Auswirkungen die Krise haben wird. Es galt schnell einen Status über die Kanzleiarbeitsauslastung aufzustellen, umsetzbare Aufgaben zu definieren und die Ressourcen effizient und sinnvoll zu planen.
Weiters durfte auch die höchstpersönliche Betroffenheit nicht unterschätzt werden. Ein ausgeglichenes Work-Life-Balance-Konzept verspricht nicht nur im normalen Businessalltag Erfolg, sondern auch in der Krise. Für Mitarbeiter und Klienten sind die Führungskräfte die „Ansprechpersonen Nr. 1“ und geben stets die benötigte Unterstützung. Aber auch der Energiehaushalt der Führungskräfte muss im Einklang sein und daher sind individuelle Ruhe- und Erholungsphasen im Krisenalltag einzuplanen sowie der gegenseitig unterstützende Austausch mit Kollegen aktiv zu suchen.
Wie sich die Covid-19 Situation im Herbst entwickeln wird, ist noch ungewiss. Aber in den vergangenen Monaten hat der Berufsstand viel zum Thema Krisenmanagement gelernt und sollte diese Erkenntnisse neu bewerten und verbessert umsetzen. Die Krise hat uns stärker gemacht und gezeigt, dass neben hoher fachlicher Kompetenz auch soziale Fähigkeiten und moderne Führungsqualitäten unerlässlich sind, um erfolgreich mit Unerwartetem im Berufsalltag umzugehen. Ein umfassendes Netzwerk und ein starker Zusammenhalt innerhalb des eigenen Unternehmens und der Kollegenschaft sind hilfreich, um diese Kompetenz zu bündeln.
Die Krise hat uns stärker gemacht und gezeigt,dass wir unerlässlich sind.
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