Seitenbereiche

Ausgabe 04/2017

Servicenetzwerken: Das Arbeiten im „grünen Bereich“

INTERVIEW. Wie sieht es aus mit dem Nachwuchs in unserem Berufsstand? In welchen Bereichen müssen wir uns anpassen, um die hohen Erwartungen von Berufsanwärtern zu erfüllen und Mitarbeiter langfristig zu halten? Von Klaus Hilber

Die Nachwuchssorgen der Steuerberater sind unterschiedlich groß, es kommt darauf an, in welcher Region man Fachkräfte für seine Kanzlei sucht. Aus Vorarlberg höre ich, dass es dort nur ganz wenige zusätzliche Berufsanwärter zu finden gibt. Im Ballungszentrum Innsbruck hingegen haben wir dieses Problem nicht, wohl auch, weil die Landeshauptstadt durch ihre Universität viele Studenten aufweist. Zur Mitarbeiterrekrutierung gibt es die unterschiedlichsten Ansätze, alle mit enorm hohem (Kosten-)Einsatz auf Seiten der Dienstgeber. Trotzdem erleben die Arbeitgeber immer wieder Enttäuschungen. Ein Patentrezept für mehr Erfolg in der Mitarbeitersuche habe ich noch nicht gefunden. Ich habe auch keine allgemein gültigen Antworten parat, was man als Steuerberater tun muss, um Talente als Mitarbeiter zu gewinnen, das ist ein komplexes Unterfangen. Aber ich bin überzeugt, dass eine Stärkung des eigenen Kanzleiimages und eine Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen dazu beitragen, passende Fachkräfte ins Team zu bekommen.

Von der besten Seite zeigen

Damit eine Steuerkanzlei bei jungen Talenten als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird, muss sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Die Erwartungen von Berufsanwärtern an den künftigen Arbeitgeber sind groß, die Leistungsbereitschaft unterschiedlich ausgeprägt. Hier kommt es auf die jeweils agierenden Personen und die Unternehmenskultur an, vor allem in Zeiten, in denen die Work-Life-Balance für die junge Generation immer bedeutsamer wird. Auch die Jobbedingungen passt man am besten an die Erwartungshaltung potenzieller Mitarbeiter an. Auf jeden Fall muss die Arbeitszeit flexibel sein. Das ist oberstes Gebot. Ein modern gestalteter Arbeitsplatz ist auch Selbstverständlichkeit. Aufstiegschancen sind wichtig, auch die adäquate Bezahlung. Und dann gibt es noch Soft Facts, wie etwa das Betriebsklima. Auch die zunehmende Digitalisierung verändert das Berufsbild des Steuerberaters und prägt natürlich auch unseren Arbeitsalltag entscheidend mit. Welche Kommunikationsmittel die Kanzlei für die Personalakquise nutzt, muss individuell entschieden werden. Ich würde keinen Mitarbeiter bei mir aufnehmen, nur weil er tolle Postings auf Facebook absetzt, für mich muss das Face-to-Face-Gespräch passen. Ich halte daher auch Karrieremessen als gute Möglichkeit für einen Erstkontakt mit Mitarbeitern. In diesem Zusammenhang hat natürlich die Kanzleimarke und deren Bekanntheitsgrad eine große Bedeutung.

Mitarbeit im „grünen Bereich“

Die Arbeit in unseren Kanzleien ist harte Arbeit. Dazu ist eine große Portion Fachwissen notwendig, welches dann noch auf aktuellem Niveau gehalten werden muss. Das erfordert enormen Arbeitseinsatz – auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit. Es besteht oft die Angst, diesen hohen Ansprüchen über eine lange Zeit nicht gerecht zu werden und daran zu zerbrechen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es verdammt hart ist, die Balance zwischen Fordern und Fördern für jedes einzelne Mitglied in einem Kanzleiteam zu finden, ohne ungerecht zu sein, und keine Neidgedanken aufkommen zu lassen. Meiner Meinung nach haben wir als Dienstgeber insbesondere die Pflicht, unsere Mitarbeiter nicht permanent zu überfordern. Wir müssen auch auf den Energiehaushalt unserer Mitarbeiter achten, denn nur wer im „grünen Bereich“ ist, kann auch unbeschwert seine Arbeit

Erscheinungsdatum:

Mit diesem QR-Code gelangen Sie schnell und einfach auf diese Seite
Mit diesem QR-Code gelangen Sie schnell und einfach auf diese Seite

Scannen Sie ganz einfach mit einem QR-Code-Reader auf Ihrem Smartphone die Code-Grafik links und schon gelangen Sie zum gewünschten Bereich auf unserer Homepage.