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Ausgabe 03/2022

„WoMenEmpowerment und Netzwerken!“

INTERVIEW. Schon viele Jahre lang hat sich Sabine Kosterski als Generalsekretärin für die ÖGSW engagiert. Im Juni hat sie der ÖGSW Vorstand zur ersten weiblichen Präsidentin gekürt. Im Interview erläutert sie, was sie geprägt hat, was für sie wichtig ist und wie sie die Zukunft der Branche sieht.

Die Generalversammlung im Juni war für alle eine Freude, denn es ist immer wieder wunderbar zu sehen, wie vielschichtig unser Verein sich darstellt und wie freundschaftlich und familiär der Umgang miteinander ist. Genau das macht die ÖGSW aus. Das weiß auch die frisch gewählte ÖGSW Präsidentin Sabine Kosterski. Sie ist überzeugt: „Gemeinsam sind wir stark und schaffen die Herausforderungen, trotz der Hürden, die unseren Berufsstand betreffen.“ Wir haben sie interviewt.

Warum haben Sie selbst die ÖGSW als Ihre Fraktionsheimat gewählt?
Der Zufall hat hier ein bisschen nachgeholfen. Meine Spezialgebiete während meines Studiums waren Marketing und Treuhandwesen und Steuerrecht. Vor über 20 Jahren wurde die Funktion der Generalsekretärin ausgeschrieben, wo u.a. Öffentlichkeitsarbeit, Medienbetreuung und Unterstützung der Kollegenschaft zu den Aufgabengebieten gehörten. Das war damals eine gute Gelegenheit, um meine Marketingfähigkeiten stärker einzusetzen. Mittlerweile gibt es für mich nur die ÖGSW. Wir wollen das Netzwerken vorantreiben, die unterschiedlichen Kolleg:innen miteinander verbinden, die jungen Kolleg:innen aus allen Bundesländern einbinden und qualitativ hochwertige Veranstaltungen zu sehr moderaten Preisen anbieten. Was uns ausmacht, ist, dass wir von der ÖGSW uns fachlich untereinander unterstützen und uns freundschaftlich begegnen.

Warum engagieren Sie sich für die Kolleg:innen?
Mein Engagement ist mit Wertschätzung verbunden, die auch ich von den Kolleg:innen erlebe. Ich möchte für den Berufsstand etwas bewegen, meinen Berufsstand unterstützen und mitgestalten, meine Ideen einbringen und umsetzen. Das ist eine große Freiheit und Freude zugleich.

Welche Aktivitäten planen Sie für die ÖGSW?
Mein Hauptprojekt ist aktuell die Lernwerkstätte. Begonnen haben wir bereits mit Personalverrechnung. Weiter geht es mit Buchhaltung. Sinn unserer Initiative ist es, die BranchenAnfänger:innen leichter in unsere Kanzleien zu integrieren. Gemeinsam schulen, um das Nachwuchsproblem in den Griff zu bekommen. Durch Berichte von jungen HAK-Praktikant:innen ist mir bewusst geworden, dass wir hier zusammenarbeiten müssen, um Wissen an die jüngeren Generationen weiterzutragen. Natürlich wird es die beliebten Veranstaltungen im Salzburger Land, in Pörtschach, in Loipersdorf, Pichlarn, in Krems weiterhin geben und neue werden dazukommen.

Was würden Sie am Wirtschafts-/Finanzrecht ändern?
Unzählige Bestimmungen im Steuerrecht bringen Unternehmer:innen ins Schwitzen, siehe Reizthema Personalverrechnung. Ich würde eine weitgehende Harmonisierung im ASVG/ GSVG und EStG einfordern sowie Bürokratie abbauen, ich würde hinterfragen, welche Strukturen Sinn machen, und für den Wirtschaftsstandort Österreich Steuersätze reduzieren.

Wofür sollte sich die Kammer und die ÖGSW mehr einsetzen?
Die Prognosen gestalten sich schwierig, es braucht also ein hohes Maß an Sensibilität, Strategien zu entwickeln. Einerseits sind wir gefordert, die technologischen Möglichkeiten auszubauen, andererseits geht es darum, zu erkennen, für welche Bereiche wir als Menschen und Berater:innen unersetzlich sind. Kreativität, ethischen Denken, kritisches Hinterfragen, Vertrauensbildung, Emotionalität in der Kommunikation können durch Technik nicht ersetzt werden. Wir sind also gefordert, unsere Kommunikationsfähigkeiten weiter auszubauen, und werden unser Berufsbild an diese neuen Gegebenheiten anpassen müssen, damit wir für die Zukunft gewappnet sind. Das Image der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung wird bunter und vielfältiger sein. Das Potenzial von Frauen in Führungspositionen soll noch mehr in den Fokus rücken. In den Kanzleien sind Mitarbeiter:innen aktuell das wichtige Thema. Wir müssen den Bedarf breiter in der Öffentlichkeit positionieren – aktiv an die Unis und Handelsakademien gehen und zeigen, wie unsere Berufsfelder ausschauen. Unsere Kammer kümmert sich gerade darum, dass die Ausbildung an die neuen Anforderungen angepasst wird. Zusätzlich braucht es ein starkes Lobbying für freie Berufe und eine gute Kooperation mit einer starken Positionierung gegenüber der Finanz. In der ÖGSW werden wir uns für die Themen Nachwuchs, Coaching von (angehenden) Kanzleiinhaber:innen und Mitarbeiter:innen, Nachhaltigkeit, WoMenEmpowerment und Netzwerken noch stärker einsetzen.

Würden Sie auch anderen zu dem Beruf raten, was würden Sie ihnen empfehlen?
Ein klares „Ja“. Ich habe schon einige jüngere Kolleg:innen motiviert, in unserem Beruf Fuß zu fassen. Manche glauben, wir sind nur „Steuerberater“. Tatsächlich sind wir mehr „BERATER“ des Unternehmens unter Berücksichtigung der „Steuern“. Nicht selten erlebt ein Steuerberater einen sehr großen Ausschnitt vom Leben einer Klientin, eines Klienten. Dieses höchstpersönliche Vertrauen, all die Dinge des Lebens zu erfahren, zu coachen und die beste Lösung zu finden, genau das macht Steuerberatung aus. Empfehlen würde ich der nachfolgenden Generation, schon während der Ausbildung in eine Kanzlei einzusteigen. Sowohl die Ausbildung als auch die Praxis entwickeln sich leichter und die Steuerberaterprüfung dürfte dann kein Problem sein.

Wie wird sich der Steuerberaterberuf entwickeln?
Die Routinetätigkeiten werden wir von Maschinen erledigen lassen und uns stärker auf unsere Klient:innen fokussieren. Die Technik wird unsere Arbeit und Zusammenarbeit noch weiter revolutionieren. KI-basierte Lösungen werden eingesetzt werden, spezialisierte Kolleg:innen und andere branchennahe Unternehmer:innen aus anderen Fachdisziplinen nehmen an Meetings teil, Mitarbeiter:innen arbeiten ortsunabhängig und können so die Klient:innen optimal beraten. Der Erfolg einer Kanzlei wird in Zukunft davon abhängen, wie gut die Kommunikation mit Kolleg:innen, Partner:innen und Mitarbeiter:innen funktioniert. Die Steuerberater:innen werden verstärkt Coaching anbieten, um in dieser volatilen Welt Sicherheit zu geben.

Welche Kompetenzen neben fachlichen muss ein Steuerberater/eine Steuerberaterin mitbringen?
Sogenannte Softskills, wie Resilienz- und Kommunikationsfähigkeit, eine Führungs- und Mediationskompetenz werden Haupt-Assets in unserer Branche werden. Durch die Digitalisierung verliert man leichter die Verbindung. Daher braucht es eine starke Kommunikation, die vertrauensbildend wirkt.

Wird es in Zukunft kleinere Kanzleien geben?
Davon bin ich überzeugt, dass es kleine Kanzleien weiter geben wird. Überall dort, wo eine organisatorische Struktur vorhanden ist, wo auf ein starkes Netzwerk mit Spezialist:innen oder auch auf Mitarbeiter:innen zugegriffen werden kann. Für diese Art der Zusammenarbeit bedarf es Offenheit und Vertrauen.

Welche Ziele haben Sie für Ihre berufliche Karriere?
Menschen und Wissen verbinden, Netzwerke weiter aufbauen, neue Kooperationsmodelle schaffen, Fortbildungen anbieten, die den Bedürfnissen der Kanzleien entsprechen und Mitarbeiter:innen und Klient:innen begeistern.

Welche Menschen sind die wichtigsten in Ihrem Leben?
Meine Familie, mein Sohn, mein Partner und Freund:innen, die mir sehr nahe sind und meiner Seele guttun.

Wie sieht ihr perfekter Tag aus?
Frühstück mit Blick in die Natur, ein Gespräch, Lachen, Bewegung und ein erholsamer Abend.

Was sind die liebsten Freizeitbeschäftigungen?
Schwimmen, Yoga, Radfahren, Wandern und Reisen.

Was haben Sie immer im Kühlschrank?
Eine selbstgemachte Marmelade.

Was war die beste Investition Ihres Lebens?
Ein Interrail-Ticket, um ein bisschen grenzenlos zu sein.

Was ist der Sinn des Lebens bzw. haben Sie ihn schon gefunden?
Ein sinnerfülltes Leben ist für mich verbunden mit Selbstentfaltung, Ausschöpfung der eigenen Talente, persönlichem Wachstum, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und sich Zeit zu nehmen für zwischenmenschliche Beziehungen. Das versuche ich zumindest immer wieder.

Was ist Ihr größter Traum?
Mein größter Traum will sehr viel, nämlich gesund und agil zu bleiben.

Erscheinungsdatum:

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