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Ausgabe 03/2015

Die Aufräumerin

PORTRÄT. Martha Oberndorfer wurde Anfang Juli zur neuen Generalsekretärin der Österreichischen Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH (ÖBIB) berufen. Die ausgewiesene Finanzexpertin strukturiert weitreichend um. Von Karin Pollack

Es ist nicht das erste Mal, dass Martha Oberndorfer eine große Aufgabe übernimmt. Sie weiß, wie es geht, in einem Unternehmen die Führung zu übernehmen. Rund um den Abgang des OMV-Chefs Gerhard Roiss musste auch ÖBIB-Chef Rudolf Kemler den Hut nehmen. Oberndorfer, bisher Chefin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA), war in einem geheimen Auswahlverfahren als Nachfolgerin ausgesucht worden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie die Wunschkandidatin von Finanzminister Hans Jörg Schelling war. Die Personalberater von Korn/Ferry attestierten ihr „eine fundierte Ausbildung, exzellente Kenntnisse im Banken- und Finanzierungsbereich und ein vertieftes Verständnis für staatsnahe Unternehmen“. Deshalb weiß Oberndorfer auch, dass es in den ersten Monaten darum geht, Zeichen zu setzen. Zum einen hat sie gleich in ihrer ersten Woche die Schlösser im Büro der Geschäftsführung austauschen lassen. Bisher hatten 15 Mitarbeiter Zugang, das erschien zu viel. Dann entließ sie den für sie vorgesehenen Chauffeur, weil sie kein Problem damit hat, selbständig ins Büro zu kommen. Sie setzte Arbeitszeitvereinbarungen aus, die Kemler in den letzten Wochen erlassen hatte, und kündigte Beraterverträge.

Schlanke Strukturen

Ihr Auftrag sei, das Geld der Öffentlichkeit zu schonen und mit den alten Privilegien aus den ÖIAG-Zeiten aufzuräumen. „Es geht um eine schlanke und effiziente Struktur. Ich plane nicht aufs nächste Vierteljahr, sondern aufs nächste Vierteljahrhundert“, sagte sie der Tageszeitung „Kurier“. Schon nach kurzer Zeit im neuen Amt war klar: Die 53-Jährige wird die Anteile der Republik an den börsenotierten Konzernen wie OMV oder Telekom Austria anders verwalten. Dem Einstieg von Novomatic bei den Casinos Austria steht sie positiv gegenüber. „Es bestehen gute Chancen, dass ein nationaler Champion entsteht.“

„Ich plane nicht aufs nächste Vierteljahr, sondern aufs nächste Vierteljahrhundert“, sagt Martha Oberndorfer.  

Apropos Erfolg

Die Wahl zur ÖBIB-Generaldirektorin ist Oberndorfers Höhepunkt einer Karriere, die 1962 in Krems begann. Geboren als Tochter eines Zimmermeisters und einer Volksschuldirektorin soll sie sich schon als Schülerin für Münzen und Scheine interessiert haben. Nach der Matura studierte sie Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik, schloss eine Ausbildung zur Finanzanalystin in Kanada an. 1991 dissertierte sie mit einer Arbeit zu ethischem Investment und begann als Fondsmanagerin zu arbeiten. Oberndorfer heuerte bei Trans Europe Financials an, einem Spezialisten für das Finanzmanagement der Öffentlichen Hand. Dort entdeckte sie Wilhelm Molterer. 2008 wurde sie Chefin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA) und damit die oberste Schuldenmanagerin des Landes. Dass sie starke Nerven hat, konnte sie während der Osteuropakrise mehrmals beweisen, „ein Muster an Seriosität und gepflegter Ausdrucksweise“, lobten sie die „Oberösterreichischen Nachrichten“.

Guter Stil

Auch als die Rating-Agenturen Österreich die Triple-A-Bewertung entzogen, argumentierte sie emotionslos. „Sie ist genial bei Gesprächen mit Ratingagenturen“, ist aus Insiderkreisen zu hören. Dank ihres guten Stils und ihrer Sachkompetenz wurde sie in ihren fünf Jahren als Chefin der Bundesfinanzierungsagentur immer wieder auch für andere Jobs gehandelt, etwa 2012 als Direktorin der Österreichischen Nationalbank, später war sie als Vorstand der Finanzmarktaufsicht im Gespräch. Anfang Juni hat sie tatsächlich eine riesige Herausforderung übernommen: Für den Posten der ÖBIB-Generaldirektion hat sie sich gegen neun andere Bewerber durchgesetzt. In der ÖBIB muss man jetzt mit Oberndorfers Führungsstil vertraut werden. Sie streicht nicht nur Posten, sondern will auch Gehälter neu definieren, um Steuergelder zu sparen. Nach außen bleibt sie sachlich – und diskret. So ist es kein Zufall, dass über ihr Privatleben so gut wie nichts bekannt ist. Nur so viel: Ihr Mann Robert ist Geschäftsführer der Caritas Socialis, die beiden haben zwei Töchter. Irgendwann hat sie einmal gesagt, ihr Hobby sei es, Köpfe aus Papiermaché zu basteln. Ob sie dafür noch Zeit haben wird, ist nicht bekannt.  

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