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Ausgabe 03/2023

KI und die menschliche Sprache

KI. Wie sich die menschliche und die Computer generierte Sprache gegenseitig beeinflussen. Von Tatjana Lackner

Industrie 4.0 hat unsere Lebensumstände, aber auch die Art, wie wir kommunizieren, studieren und denken, verändert. Technischen Analphabetismus kann sich heute niemand mehr leisten. Ein Studium ohne Computer oder iPad ist kaum noch zu organisieren. Die Art, wie wir durch die neuen Medien denken gelernt haben, beeinflusst auch unsere Sprache. Das Rennen hat längst begonnen: Sprechen Computer unsere Sprache oder wir langsam ihre? Wie lernen zukünftige Generationen ihre Muttersprache? Von der Computersoftware im Laufstall? Babyspiele-Software gibt es bereits heute zuhauf. Die Avatar-Technologie hat in den letzten Jahren enorm aufgeholt und Metaverse steht bald für alle erlebbar vor der Tür. Es wird uns noch in Staunen versetzen! Alles, was die Gedanken beeinflusst, wirkt direkt weiter auf unsere Sprache.

KI zwingt uns dazu, analog besser zu werden!
Wer undeutlich spricht, wird von seiner Alexa im Wohnzimmer nicht verstanden. So paradox es klingt: Die Digitalisierung zwingt uns, dass wir deutlicher, direktiver und klarer sprechen. Dabei lernen ChatGPT und andere künstliche Intelligenzen täglich dazu. KI wird in der Servicewüste Österreich deshalb bereits im Tourismus erfolgreich eingesetzt – wie man in einem Ö1 Morgenjournal erfährt, – weil es überall an fachkundigem Personal fehlt. Ein weiterer Vorteil ist wohl auch, dass viele in unserem Land wenig serviceminded mit ihrer Klientel umgehen. Hier wirkt die künstliche Intelligenz im ersten Durchgang deutlich charmanter und ist mancherorts stärker auf Kundenorientierung trainiert als mancher menschliche Betreuer. Wer also in Zukunft beispielsweise Urlaub mit vier Freunden im Alter von 24 bis 26 Jahren sucht und Kite-SurfDestinationen in Griechenland finden möchte, der wird auf die vorhandenen Datenbanken zugreifen und dabei vielleicht sogar schneller eine Auswahl vorgeschlagen bekommen als im Reisebüro um die Ecke. Dort sitzen zwar Menschen, die dringend mehr Umsatz bräuchten, allerdings — ob des Personalmangels — hörbar überfordert sind und wenig freundlich aus den Nasenlöchern schnauben. Ausgerechnet der Freundlichkeit wegen sind Chatbots aktuell noch leicht zu entlarven. Aber lassen wir ChatGPT selbst zu Wort kommen bei der Frage: Welche Auswirkung hat die künstliche Intelligenz auf die menschliche Sprache?

Automatisierte Übersetzungen (Informationen sind in Echtzeit über Ländergrenzen hinweg zugänglich)
Tipp: Verwende z.B. DeepL und lass deinen Lebenslauf ins Englische übersetzen! Note: Sehr gut!

Spracherkennung (gesprochene Sprache in Text umzuwandeln)
Tipp: Auf deinem Smartphone kannst du dank der Diktierfunktion Texte aller Art verschriftlichen. Immer wieder sind dabei Korrekturen nötig. Note: Befriedigend!

Chatbots und virtuelle Assistenten (menschenähnliche Konversationen führen und einfache Fragen beantworten)
Tipp: Im Onlinehandel begegnen dir gesprächige Helfer in Form von Chatbots. Das jeweilige Anliegen vermögen sie jedoch im Detail nicht zu klären und die Weiterleitungen sind wenig hilfreich. Note: Geht so!

Textgenerierung (kreative und personalisierte Texte verfassen)
Tipp: Der Liebesbrief oder das Geburtstagsgedicht lässt sich kinderleicht verfassen. Wetten, das gelingt dir nicht besser als beispielsweise ChatGPT? Note: Sehr gut! 

Sentimentanalyse (Bsp: Kundenfeedback, Stimmungen und Emotionen in geschriebenen Texten auswerten)
Tipp: Excel bietet kostenfrei eine Sentiment-Analyse an. Probiere es selbst für deine Unternehmung aus! Note: Nicht getestet! 

Automatisierte Korrektur und Rechtschreibprüfung (Tippfehler erkennen und Texte formal verbessern können)
Tipp: Beispielsweise Papyrus ist für Autoren ein geeignetes Tool, um stilistische und orthografische Fehltritte zu vermeiden. Note: Gut! 

Personalisierung von Inhalten (E-Commerce: KI-gestützte Algorithmen analysieren das Verhalten und die Vorlieben von Nutzern)
Tipp: Cache leeren und regelmäßig unnötige Cookies ablehnen! Andernfalls erhältst du Filmvorschläge und Playlists, wovon du nicht jeden Vorschlag brauchen kannst. Note: Genügend!

Sprachinteraktion in Alltagsgegenständen (mit Geräten interagieren und Funktionen mithilfe von Sprache steuern)
Tipp: Beispiel: Du hast die Hände voll mit Einkäufen und möchtest Dein Smart Home aufgesperrt bekommen. Wearable Devices kannst du Befehle erteilen und wirst mit Convenience belohnt. Alexa kann heute auch schon telefonieren, Licht ein- und ausschalten etc. Note: Ausbaufähig!

Heute ist KI in aller Munde
Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ wurde vor 70 Jahren vom Informatiker John McCarthy ersonnen, weil er Fördermittel für einen Forschungsantrag einholen wollte. Als Teildisziplin der Mathematik bedeutet Informatik den Ursprungsquell der „Artificial Intelligence“. Heute ist KI (AI) in aller Munde und wirft neben einem hippen Lebensdesign noch viele Fragen rund um Urheberrechte, KI als Plagiator bis hin zur Lehrmittelerlaubnis bei Prüfungen und dem korrekten Umgang mit falschen Antworten auf. Nach dem gestarteten Prozess können selbst die Programmierer nicht mehr kontrollieren, was der Algorithmus hinter der künstlichen Intelligenz aus der bereitgestellten Lernliteratur für eigene Schlüsse gezogen hat. Wie gefährlich die Verbreitung von Fake News bereits im Kleinen ist, zeigt sich bei der einfachen Frage: Wer ist Tatjana Lackner? ChatGPT: „Tatjana Lackner wurde am 13. August 1972 in Wien, Österreich, geboren.“ Falsch: Es stimmen weder Tag, noch Monat, noch Jahr. Selbst die Stadt und das Land sind falsch! Einzig stimmt, dass ich geboren wurde. ChatGPT: „Sie absolvierte eine Ausbildung zur Diplomierten Legasthenietrainerin und die ,Lackner University‘ und entwickelte das ,Lackner-System‘“. Hier stimmt übrigens inhaltlich gar nichts mehr.

Fazit
Niemand weiß, wie die jeweiligen Ergebnisse „selbstlernend“ entstehen. Das sollte uns nachdenklich stimmen. Was zugegeben bei komplexen Maturabeispielen in Mathematik noch überprüfbar richtig ist, stimmt bei personenbezogenen Daten oft gar nicht mehr. Bislang galten Wikipedia & Co nicht als verlässliche Quellen im akademischen Kreis. Im Vergleich zur einen oder anderen KI mutet jedoch selbst Wikipedia verlässlich an. Richard David Precht warnt in diesem Zusammenhang zu Recht davor, dass KI nichts mit „freiem Willen“, „verstehen“ oder „Intelligenz“ zu tun hat. Und Albert Einstein hat uns zu Lebzeiten den Satz mitgegeben: „Ich fürchte mich vor dem Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit übertrifft. Auf der Welt wird es nur noch eine Generation aus Idioten geben.“ Wir werden uns um Recherche, Gegencheck und vor allem die finale Kontrolle besser noch eine Weile selber kümmern.

Erscheinungsdatum:

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