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Ausgabe 04/2020

Dem Betrug auf der Spur

PORTRÄT. Alfred Hacker wird ab Anfang nächsten Jahres im Finanzministerium dem Amt für Betrugsbekämpfung vorstehen – als „Mister Registrierkasse“ hat er sich einen Namen gemacht. Von Karin Pollack

Im Corona-Jahr wurde im Finanzministerium in der Johannesgasse der Weihnachtsbaum schon in der ersten Novemberwoche aufgestellt, alle, die daran vorbeilaufen, tragen einen hellgrünen Mund-Nasen-Schutz. Auch Alfred Hacker, der seine Maske im gut gelüfteten Besprechungszimmer nur unters Kinn zieht. 50 Minuten Zeit hat er bis zur nächsten Videokonferenz. Er hält kurz inne, richtet den Blick auf sein Gegenüber und konzentriert sich. Um sein Leben soll es gehen? Kein Thema, über das er sonst sehr oft spricht.

1986 landete er in der Finanzverwaltung und bald in der Zollfahndung, wo er es mit sämtlichen Facetten von Hehlerei, Schmuggel und Hinterziehung zu tun bekam.

Aber gut: Geboren 1957 in Güssing verbrachte er eine sehr schöne Kindheit im Burgenland. „Immer unterwegs, frei und unbeschwert, das gibt es heute gar nicht mehr“, sagt er. In jeder freien Minute spielte er Fußball. Volksschule, Hauptschule und das Gymnasium liefen eher so nebenbei. Sein aufregendstes Erlebnis war eine Reise nach New York, als er sechs Jahre war. Der Bruder seines Vaters war dorthin ausgewandert. „Die Hochhäuser, überwältigend“, erinnert er sich. 1976 maturierte Hacker. „Meine Eltern wollten natürlich, dass ich es einmal besser habe“, lacht er. Weil er Hochhäuser bauen wollte, inskribierte er an der Technischen Universität Wien. Doch das Studium gefiel ihm nicht. „Kaum Leute, viel Mathematik, keine gute Stimmung“, sagt er. Über Freunde besuchte er eher zufällig eine Vorlesung am Juridicum. In einer Vorlesung über römisches Recht fing er Feuer für die Rechtswissenschaften. „Man muss Dinge verstehen, um zu wissen, wie sie transformiert wurden“, sagt er. Hacker interessiert sich für Geschichte, vor allem die Menschheitsgeschichte. Dann hält er wieder kurz inne und sagt: „Schon beim Räuber und Gendarm in der Kindheit war mir wichtig, dass Regeln eingehalten werden.“ 1984 war er mit dem JusStudium fertig und wollte nach dem Gerichtsjahr und dem Präsenzdienst Strafrichter werden. Es kam anders. „In der Finanzverwaltung kann es ja durchaus auch um Strafrecht gehen“, sagt er und landete 1986 in der Finanzverwaltung in Wien und sehr bald in der Zollfahndung, wo er es mit sämtlichen Facetten von Hehlerei, Schmuggel und Abgabenhinterziehung zu tun bekam. „Dort lernte ich, wie man Verfahren bis zum Obersten Gerichtshof bringt“, sagt er und blieb dort bis zur Gründung des Unabhängigen Finanzsenats im Jahr 2003 operativ tätig. Beim UFS wurde er Richter.

Im Zuge der Osterweiterung

Ein Jahr später holten Eduard Müller und Wolfgang Nolz, 2004 mit der Reform der Finanzverwaltung betraut, Alfred Hacker ins Finanzministerium. Im Zuge der Osterweiterung ging es um die Umstrukturierung der Zollämter, seine Expertise und Erfahrung war gefragt. 2005 wurde er Leiter der Abteilung Organisation der Finanz- und Zollverwaltung und war damit auch verantwortlich für das Thema Aufzeichnungspflichten. Alfred Hacker gilt als Umsetzer der verpflichtenden elektronischen Aufzeichnungspflichten, besser bekannt als Registrierkassa. „Es ist eine Sicherheitsvorkehrung, die gesicherte elektronische Umsatzaufzeichnungen gewährleisten und verhindern soll, dass Beträge im Nachhinein, ohne elektronische Spuren zu hinterlassen, verschwinden können“, erinnert er sich an viele spannende und kontroversielle Diskussionen mit Stakeholdern aus Handel, der Wirtschaft und deren Berufsvertretungen. „Sie waren nicht immer einvernehmlich, aber wir haben es dann doch geschafft.“ Allgemein, sagt er, schätzt er in Österreich das kooperative Verhalten zwischen Wirtschaft und Staat. Hacker selbst sieht sich als Vertreter der Bürger und Bürgerinnen. „Wenn alle Steuern zahlen, zahlen alle weniger“, zitiert er den ehemaligen Finanzminister HansJörg Schelling, den er sehr schätzte.

Ab nächstem Jahr wird Alfred Hacker das Amt für Betrugsbekämpfung im Finanzamt übernehmen und zusammen mit 800 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen diese gewaltige Aufgabe stemmen.

Betrügerische Konstellationen

Ab nächstem Jahr wird Alfred Hacker das Amt für Betrugsbekämpfung im Finanzamt übernehmen und zusammen mit mehr als 800 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen diese gewaltige Aufgabe stemmen. „Geldgeschäfte laufen heute fast ausschließlich digital, aus der Datenflut die betrügerischen Konstellationen zu destillieren und aufzudecken, ist die Herausforderung.“ Hacker hat vor, die Betrugsbekämpfung mit neuen Kompetenzen und mehr digitaler Ausrüstung auszustatten und den Betrügern durch internationale Kooperationen das Leben schwer zu machen. „Es geht mir besonders um den Aspekt der fairen Wettbewerbsverhältnisse im Bereich des Wirtschafts- und Arbeitsstandortes, es geht um die schwarzen Schafe. Wir werden in diesem Aufgabenfeld strategisch und faktenbasiert arbeiten.“

Und Alfred Hacker privat?

„Am Wochenende pendle ich“, sagt er. Seine Frau, Leiterin des Finanzamts Graz, wohnt in Gutenberg bei Weiz. Sein großes Hobby ist aber der Wald, den er von seinen Eltern in Güssing geerbt hat, bis jetzt hat er zirka 8000 junge Bäume gepflanzt. Sein großer Stolz ist aber seine Tochter, die derzeit in Maastricht in den Niederlanden lebt. Was sie dort macht? „Ihren Master in International and European Tax Law“, sagt er und grinst übers ganze Gesicht. Sie hat ihren Vater schon wissen lassen: „Ich werde später besser als du!“ 

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