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Ausgabe 01/2016

Über die Entwicklung der modernen Kanzlei

ZUKUNFT. Die Internationalisierung österreichischer Unternehmen steigt. Welche Schlüsse sollten Steuerberaterkanzleien daraus ziehen? Besteht Handlungsbedarf? Von Klaus Wöginger

Internationalisierung und grenzüberschreitende Sachverhalte haben in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Österreichs Unternehmer sind zu erfolgreich am Weltmarkt, als dass unser Berufsstand diesen Umstand ignorieren könnte. Am Beispiel Vorarlbergs mit der direkten Nähe zu Deutschland, der Schweiz und zu Liechtenstein wird dies besonders deutlich – aber auch vermeintlich grenzferne Regionen Österreichs sehen sich mit diesem Trend konfrontiert. Die Unternehmen nutzen vermehrt die Chancen der Internationalisierung. Selbst kleine Unternehmen wagen den Schritt über die Grenzen, um sich die Chancen attraktiver Auslandsmärkte nicht entgehen zu lassen. So sind z.B. Unternehmen in Vorarlberg auf Grund des starken Schweizer Frankens und des vergleichsweise moderaten heimischen Lohnniveaus in den letzten Jahren auf dem Schweizer Markt noch wettbewerbsfähiger geworden. Die Wirtschaft hat die Potenziale erkannt – nun ist es an den Steuerberatern, entsprechend darauf zu reagieren und diese Entwicklung nicht zu verschlafen.

 

Besonders die Steuerabkommen zwischen Liechtenstein und der Schweiz haben in letzter Zeit zu massivem Beratungsbedarf geführt. Dazu kommen viele Nebenschauplätze wie die grenzübergreifende Kfz-Nutzung.

 

Steuerberater sind gefordert

Die Berührungspunkte mit dem Ausland sind inzwischen so vielfältig, dass sich kein Steuerberater sich diesen Themen entziehen kann. Rein national agierende Unternehmen sind ebenso selten geworden wie steuerliche Themen, die keine grenzüberschreitende Bezügen bzw. Berührungspunkte haben. Die mit der Internationalisierung auf Steuerberater zukommenden Problemstellungen sind so vielfältig wie unsere Klienten – seien es Betriebsstätten, Verrechnungspreise oder Sozialversicherungsthemen. Hinzu kommen Multi- und bilaterale Abkommen, wie z.B. die Steuerabkommen mit Liechtenstein und der Schweiz, die punktuell zu massivem Beratungsbedarf geführt haben. Aber auch „Nebenschauplätze“, wie nontarifäre Handelshemmnisse (z.B. Meldeverpflichtungen bei Auslandstätigkeit) oder das ewige Thema der grenzüberschreitenden Kfz-Nutzung. Wird der Klient hier nicht rechtzeitig entsprechend beraten, kann dies in vielen Bereichen massive Strafen nach sich ziehen.

 

Starke Partner vor Ort werden gebraucht

Die Komplexität des Steuerrechts nimmt dramatisch zu. Die Gesetze wachsen dynamisch – gleichzeitig werden klare Strukturen und Konzepte aufgegeben bzw. die Besteuerungslogik durch immer mehr Einzelfallregelungen ersetzt. Sowohl im nationalen als auch im ausländischen Steuerrecht erfordert die zielgerichtete Beratung inzwischen ein detailliertes Fachwissen. Konzeptionelle bzw. oberflächliche Kenntnis ausländischer Rechtsmaterien reichten nicht mehr aus. Beratung in ausländischen Abgabensachen ohne Beiziehung eines (lokalen) Experten mit Detailwissen bedeutet oftmals ein signifikantes Risiko einer Fehlberatung und der damit verbundenen Haftung. Durch jeden ausländischen Steuerdschungel gibt es einen Trampelpfad, den der österreichische Berater vielfach nicht kennt bzw. kennen kann. Auch bei einfachen Aufgabenstellungen ist man im Verwaltungsverfahren ohne einen lokalen Ansprechpartner oft verloren. Entsprechend wichtig ist es, einen starken Partner vor Ort zu haben, der die lokalen Verhältnisse kennt. Dies gilt vielfach sogar für Nachbarländer: Kann ein österr. Steuerberater z.B. das in der Schweiz auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene differenziert geregelte Steuersystem wirklich bis ins Detail verstehen und darüber hinaus aktiv beraten?

 

Internationales Netzwerk – dabei sein ist alles?

Ein internationales Netzwerk bietet diesbezüglich natürlich Vorteile. Primär sind es die kompetenten Ansprechpartner, die man direkt ohne lange Recherche zur Hand hat. Gerade für kleinere Kanzleien stehen in einem Netzwerk auch Ansprechpartner in Ländern zur Verfügung, mit denen sonst kaum Berührungspunkte bestehen bzw. die nur im Einzelfall benötigt werden. Nachteilig sind die Kosten, die mit der Mitgliedschaft in einem Netzwerk zwangsläufig erwachsen. Im Hinblick auf immer kostensensitivere Klienten sollte der Steuerberater abwägen, wie oft ein solches (globales) Netzwerk tatsächlich benötigt wird und welche Leistungen wirklich selber angeboten werden können und sollen. Oftmals lässt sich ein weites Spektrum bereits durch wenige ausgesuchte ausländische Partnerkanzleien abdecken. Ob internationales Netzwerk oder ausgesuchte Partner – unser Berufsstand braucht vermehrt starke Partner im Inund Ausland, um den Anschluss nicht zu verpassen und den Anforderungen moderner Klienten gerecht zu werden.

 

Erscheinungsdatum:

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